MotoGP-Strafen-Chaos abgewendet? Michelin passt den Mindest-Luftdruck an

Positives Signal von Michelin: Der MotoGP-Reifenausrüster macht den Fahrern und Teams ein Zugeständnis, hat aber gleichzeitig auch eine Forderung

(Motorsport-Total.com) - Der in der vergangenen MotoGP-Saison eingeführte Mindest-Luftdruck des Vorderreifens entwickelte sich schnell zu einem großen Reizthema. Da ab der Saison 2024 die Verwarnungen wegfallen und direkt Strafen ausgesprochen werden sollen, spitzte sich die Situation mit Blick auf den bevorstehenden Saisonauftakt immer weiter zu. Doch Reifenlieferant Michelin hat kurz vor dem finalen Test in Katar ein Zugeständnis gemacht.

Titel-Bild zur News: Jorge Martin

Die Anpassung des Mindest-Luftdrucks senkt das Risiko von nachträglichen Strafen Zoom

Im Gespräch mit der italienischen Edition von Motorsport.com hat Michelin-Motorradchef Piero Taramasso bestätigt, dass der kritische Mindestwert herabgesetzt wird. Dafür verlangt Michelin aber, dass sich die Fahrer länger im vorgegebenen Fenster bewegen.

"Im Winter haben wir die Daten aus dem Vorjahr noch einmal analysiert und Stresstests simuliert. Daraufhin haben wir uns entschieden, den Mindest-Luftdruck von 1,88 bar auf 1,80 bar abzusenken", erklärt Taramasso.

"Dadurch haben die Ingenieure und die Fahrer etwas mehr Spielraum und können sich zwischen 1,8 und 2,1 bar bewegen. Das ist ein guter Bereich für den Vorderreifen", ist der Michelin-Verantwortliche überzeugt.

Was Michelin von den Teams für das Entgegenkommen verlangt

Taramasso nennt die Bedingung für das Absenken des minimalen Luftdrucks: "Im Gegenzug möchten wir, dass sie sich in den Hauptrennen am Sonntag zu 60 Prozent in diesem Bereich bewegen und nicht zu 50 Prozent wie im Vorjahr, denn wir gehen ein höheres Risiko ein."

Piero Taramasso

Michelin-Manager Piero Taramasso liefert ein Update der Situation Zoom

Die Absenkung auf 1,8 bar sorgt bei allen Beteiligten für Erleichterung, denn sowohl für die Fahrer, die Teams als auch die Serienverantwortlichen war das drohende Strafen-Chaos auf Grund des Mindest-Luftdrucks keine schöne Perspektive.

"Die Neuigkeit wurde von den Verantwortlichen, den Teams und den Fahrern sehr positiv aufgenommen", freut sich Taramasso über den neuen Kompromiss.

Warum sich die Einführung des neuen Vorderreifens verzögert

Bis zur vergangenen Saison hatten die Teams freien Spielraum in Sachen Luftdruck. Durch die Entwicklung im Bereich der Aerodynamik mussten die Vorderreifen immer stärkeren Belastungen standhalten und gerieten an ihr Limit. Michelin sprach sich für einen Mindest-Luftdruck aus, um Reifenschäden und damit drohende Verletzungen der Fahrer sowie einen Imageschaden zu vermeiden.

Michelin arbeitet bereits seit einiger Zeit an einem neuen Vorderreifen, der größere Reserven hat. Doch die Einführung dieses Reifens musste verschoben werden und ist für die MotoGP-Saison 2025 geplant.

Michelin

Mit der neuen Konstruktion konnte Michelin noch nicht genug Daten sammeln Zoom

Ein Prototyp des 2025er-Reifens wurde bereits getestet, doch die vorhandenen Informationen zeichnen noch kein besonders klares Bild. "Leider sammelten wir nicht viele Erfahrungen", bedauert Taramasso. "Nur ein Fahrer verwendete den Reifen beim Shakedown-Test und vier weitere beim offiziellen Test. Die Ergebnisse waren nicht konstant und gingen in unterschiedliche Richtungen."

Auch die Testteams der Hersteller erhielten bereits den 2025er-Vorderreifen, konnten aber auch keine eindeutigen Ergebnisse liefern. Schlechtes Wetter verhinderte bei den privaten Tests mit den Testfahrern aussagekräftige Feedbacks.

Neue Reifenmischungen für die MotoGP-Saison 2024

Eine extraharte Reifenmischung soll die Wartezeit bis zum 2025er-Reifen überbrücken. Diese Mischung wurde bereits beim Sepang-Test verwendet. "Wir haben eine neue Vorderreifen-Mischung probiert, die wir extrahart nennen", bestätigt Taramasso.

"Sie ist ein bisschen härter. Damit möchten wir die Folgen kompensieren, die entstehen, weil die Motorräder die Front aggressiver belasten und mehr Druck ausüben", beschreibt der Michelin-Verantwortliche den Auftrag an die Ingenieure.


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Beim Katar-Test wird der extraharte Vorderreifen erneut getestet. "Wenn die Feedbacks bestätigt werden, dann können wir diese Mischung bereits beim Spanien-Grand-Prix in Jerez anbieten. Sie kommt für etwa zehn Kurse in Frage", so Taramasso.

Michelin arbeitet aber nicht nur an den Vorderreifen. Die 2024er-Reifengeneration soll grundlegend besser sein als die Reifen aus dem Vorjahr. "Das Ziel bei der Entwicklung bestand darin, die gleiche Haftung zu liefern und gleichzeitig eine konstantere Performance zu gewährleisten. Wir haben sie erfolgreich in Sepang eingesetzt. Die Rundenzeiten waren richtig gut. Gleichzeitig lieferten sie eine gute Konstanz", freut sich Taramasso über die positiven Feedbacks.

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