Michelin-Analyse von Jorge Martins Katar-Reifen: Pramac wartet noch immer

Datenanalyse des Hinterreifens von Jorge Martins Pramac-Ducati aus dem Katar-Grand-Prix seitens Michelin noch ausstehend - Ducati hat selber analysiert

(Motorsport-Total.com) - Bei Pramac-Ducati wartet man auch knapp einen Monat nach dem für Jorge Martin extrem enttäuschend verlaufenen Grand Prix von Katar noch immer auf das Ergebnis der seitens MotoGP-Reifenlieferant Michelin versprochenen Reifenanalyse.

Titel-Bild zur News: Jorge Martin

Pramac-Ducati wartet auf das Ergebnis der Analyse von Jorge Martins Katar-Reifen Zoom

Mit Platz zehn wurde es für Martin am Katar-Sonntag das schlechteste Rennergebnis der MotoGP-Saison 2023, ausgenommen seiner vier Ausfälle aufgrund von Stürzen. Beim gleichzeitigen zweiten Platz von Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia büßte Martin mit P10 wertvolle Punkte im Titelkampf ein. Endgültig abschreiben musste der Pramac-Pilot seinen Traum vom MotoGP-Titel 2023 eine Woche später im Grand Prix von Valencia.

Ein genauerer Blick auf Martins Katar-Grand-Prix gibt Rätsel auf. Direkt vom Start an, als er kurzzeitig die Kontrolle über sein Motorrad verlor und um ein Haar gestürzt wäre, entsprach Martins Leistung an jenem Sonntag nicht dem Rest seiner Saison - auch nicht dem Sprint vom Vortag, den er mit mitsamt der schnellsten Rennrunde als Sieger beendet hatte.

Auf derselben Strecke, mit demselben Motorrad, mit der gleichen Reifenmischung (hart) und bei ganz ähnlicher Luft- und Asphalttemperatur fuhr Martin im Grand Prix auffällig langsamer als im Sprint. Von den 21 Runden, die der Pramac Ducati-Pilot am Sonntag drehte, lagen vier Runden im hohen 1:53er-Bereich, 16 Runden waren 1:54er-Runden und seine elfte Runde war mit 1:55.039 Minuten satte eineinhalb Sekunden langsamer als seine elfte Runde vom Samstag (1:53.417).

Direkt nach der Zieldurchfahrt im Grand Prix wies Martin auf den Hinterreifen als Ursache für seine Probleme hin. Die Folge war eine Reaktion seitens Michelin. Nach Ansicht des französischen Reifenherstellers "entsprach Jorges Leistung nicht den Erwartungen". Bei Michelin sah man die Schuld für die schlechte Performance beim Fahrer.

Jorge Martin

Im Vergleich zum Sprint fiel Martin im Grand Prix in Katar massiv ab Zoom

Am Donnerstag des Valencia-Wochenendes - vier Tage nach dem Katar-Grand-Prix - teilte Michelin dem Pramac-Team mit, dass der Produktionsprozess der Reifen überwacht wurde und das Ergebnis keine Anomalien aufwies. Außerdem versprach man dem Team, besagten Hinterreifen noch genauer zu analysieren.

Am Freitag des Valencia-Wochenendes trat eine Delegation von Michelin unter der Leitung von Piero Taramasso vor die Presse, um auch öffentlich zu erklären, dass es keine Anomalien im Produktionsprozess der Reifen in Frankreich gegeben habe. "Es gab kein Qualitätsproblem mit Martins Reifen", sagte Taramasso und kündigte bei jener Gelegenheit weitere Analysen an.

Auf das Ergebnis dieser Analysen wartet man bei Pramac-Ducati noch immer. "Zusammen mit Ducati hatten wir am Donnerstag in Valencia ein Meeting mit Michelin. Bei diesem Treffen haben sie uns erklärt, dass sie die Konstruktionsphase des Reifens überprüft haben und dass kein Fehler entdeckt wurde. Wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln", sagt der Pramac-Teammanager Gino Borsoi gegenüber der spanischsprachigen Ausgabe von Motorsport.com.

Gino Borsoi

Pramac-Teammanager Gino Borsoi wartet auf Antwort von Michelin Zoom

Ungeachtet dessen wurden bei Ducati seither eigene Analysen angestoßen. "Während des gesamten Prozesses", so Borsoi, "hat uns Ducati unterstützt und begleitet, indem ein spezielles Arbeitsteam gebildet wurde, um auf Grundlage der Daten von Jorge und anderen Fahrern der Marke alles zu analysieren. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar sind, denn es zeigt das Interesse und die Unterstützung des Werks für alle seine Fahrer, ob sie nun für das Werksteam fahren oder nicht".

Klar sei laut Borsoi, dass Martin "nicht von einem Tag auf den anderen vergessen hat, wie man fährt. Es gab keine Änderungen, das Motorrad hatte die gleiche Abstimmung wie am Samstag. Die äußeren Bedingungen waren für die Reifen am Sonntag sogar ein klein wenig besser als am Vortag. Aber irgendwas hat schon beim Start nicht funktioniert. Dabei ist Jorge einer der besten, wenn nicht sogar der beste, Starter".

Mit Blick auf Michelin sagt Borsoi: "Michelin ist ein Hersteller, der unseren ganzen Respekt verdient. Natürlich stellen wir die Ergebnisse der Analysen, die sie uns versichern, nicht in Frage. Laut aktuellem Stand der Dinge stellen sie fest, dass der Reifen keine Mängel aufwies. Ich wünsche mir aber, dass sie auch die Analyse respektieren, die wir im Team gemeinsam mit Ducati vorgenommen haben." Bei dieser Analyse wurde laut dem Pramac-Teammanager keine Veränderung in Martins Fahrweise, aber ein Gripverlust am Hinterreifen festgestellt.

"Wir warten noch auf die Analyse der Reifenmischung. Nach dem Rennen in Katar wurde das Kontingent von Michelin nach Frankreich gebracht, wo es für eine gründliche Analyse geöffnet werden musste. Bis zum heutigen Tag wissen wir noch nichts über diese Analyse. Es ist nun ein Monat vergangen und wir hoffen, dass wir bald Informationen darüber bekommen", so Borsoi.

Wie auch immer diese Analyse ausfallen wird, den WM-Titel wird Jorge Martin nicht mehr zugesprochen bekommen. In der finalen MotoGP-Gesamtwertung 2023 beläuft sich sein Rückstand auf Weltmeister Francesco Bagnaia auf 39 Punkte.